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Stadioneindrücke – Channel 7

Zum trainingsfreien Sonntag stand erneut ein Ausflug zum Channel 7 Muay Thai Stadion auf dem Programm. Waren wir letztes Wochenende noch vor dem Stadionbesuch gemeinsam auf dem nahegelegenen Chatuchak Markt, bin ich diese Woche ohne Umwege und allein zum Stadion aufgebrochen. Da ich eher in einem Vorstadtbezirk untergebracht bin und das Stadion mitten in der Innenstadt liegt, fahre ich mit dem Skytrain von Endstation „Baring“ bis Endstation „Mo Chit“. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten, die ich heute mit der großartigen „Fury Deluxe Edition“ rumgebracht habe. Anschließend sind es nur 5 Minuten Fußweg bis zum Channel 7. Wer das Stadion besuchen möchte, findet den genauen Ort in meiner Muay Thai Map. Der Sender selbst ist im Besitz der Armee, weshalb man auf dem Sendergelände schon mal einfache Soldaten und Generäle antrifft.

Am Stadion hat man zwei Möglichkeiten um zu den Kämpfen zu gelangen. Der Vordereingang führt ohne Umwege direkt zu den Plätzen. Heute wurde ich direkt zum Hintereingang geschickt. Das Schöne am Hintereingang ist, dass man auch an der Vorbereitungszone, quasi Backstage, der Wettkämpfer vorbei kommt. Beim ersten Besuch liefen die Kämpfe bereits und das Stadion war voll bis unters Dach. Wir haben uns ca. 2m reingedrängt, mehr Platz war nicht.

Doch gehen wir um einige Schritte zurück. Wie gesagt kann die Vorbereitungszone der Wettkämpfer beim Hintereingang hautnah erlebt werden. Wenn ich vom Backstagebereich spreche, dann meine ich einen Bereich unterhalb einer Durchfahrt wo ein paar Tische und Stühle stehen und die Teams ihr Jungs (Frauen kämpfen in den großen Stadien in BKK nicht) vorbereiten. Wenn ich so etwas sehe, denke ich sofort an die Bemühungen, die wir bei der Ironsports Fightnight auf uns nehmen um die Teams zufrieden zu stellen. Hier in Bangkok werden die Champions neben einem Parkplatz vorbereitet, die Minuten später live im nationalen TV laufen. Wir sollten unseren Aufwand überdenken. Ich habe beim ersten Besuch mehr Zeit außerhalb des Stadions als innerhalb verbracht. Die Zeit wurde mit der Kamera in der Hand verbracht und ich wusste nicht worauf ich mein Fokus zuerst richten soll. Alle Bilder zu beiden Ausflügen findet ihr am Ende dieses Beitrags.

Vorbereitung

IMG_1019Während des Fotografierens sind mir grundlegende Unterschiede zur Vorbereitung in Deutschland oder Europa aufgefallen. Die Kämpfer hier machen im Vorfeld ihres Kampfes kein Padwork. Vermutlich ist das bei der Hitze eher hinderlich. Zur Erwärmung werden die Körper der Kämpfer von oben bis unten mit dem bekannten Thai-Öl eingerieben. Die ätherischen Öle bringen die Durchblutung in Gang und erzeugen dadurch Wärme. Wird das Öl richtig einmassiert, brennt es wie Feuer. Während des Einreibens liegen die Jungs entspannt auf den Tischen und ihre Teams widmen sich intensiv der Massage. Im Allgemeinen wird dem Wettkämpfer hier jede Tätigkeit abgenommen, die Teams arbeiten dafür wie perfekt geölte Zahnräder zusammen. Dadurch strahlen die Wettkämpfer eine enorme Konzentration aus, teilweise habe ich es als apathisch wahrgenommen. Nachdem das Thai-Öl in den Körper eingezogen ist, tragen die Betreuer noch großflächig Vaseline an Gesicht, Oberschenkeln und Nacken auf. Diese Prozedur hat den Zweck, die Aktionen des Gegenübers abgleiten zu lassen. Ein glitschiger Gegner kann nicht so  hart getroffen oder geworfen werden. Nach der Vorbereitung sprechen die Trainer Gebete und der Mongkol wird auf den Kopf des Schützlings gestreift.

Am Ende der Vorbereitung steht der sog. Walk-In. Während in westlichen Staaten zu krachender Musik und viel Show eingelaufen wird, drängen sich hier die Wettkämpfer und ihre Teams durch die Besucherscharen und nehmen vor dem Kampf am Ring platz. Hier geht es um Muay Thai und nicht um pompöse Showeinlagen. Solches Vorgehen gefällt mir sehr gut und rückt den Sport in den Vordergrund. Die Wettkämpfer sitzen während des laufenden Kampfes am Ring und erleben das Spektakel, dem sie sich gleich aussetzen, live mit.

Das Wort Spektakel ist fast noch eine Untertreibung. Je nach Gewichtsklasse, anwesenden Unterstützern und Kampfverlauf steht die Halle förmlich Kopf. Man kann das Verhalten der Menge bei einem wichtigen und ausgeglichenen Kampf nicht in Worte fassen. Im Normalfall, und das ist die Hauptanzahl der Kämpfe, schreit das Publikum durchgehend und fiebert mit. Jede gute Aktion der Kämpfer wird mit einem eigenen Ruf oder Laut quittiert. Bei guten Kicks und Punches geht es da noch weniger laut zu. Gute Knie im Clinch feiert die Menge lautstark, aber nach erfolgreichen Würfen erreicht der Lärm eine unglaubliche Intensität. Bei meinem ersten Besuch  wurde der Stadiontitel im Fliegengewicht ausgekämpft und die mitgereisten Begleiter waren mit Trommeln, Bildern und Bannern vor Ort. Bereits während der Vorkämpfe war das Fass am Überlaufen. Doch bevor ich es vergesse, es finden zwischen sechs und acht Kämpfe statt. Bei meinem letzten Besuch war bereits an vierter Stelle der Hauptkampf angesetzt. Danach folgten noch zwei Kämpfe in geringen Gewichtsklassen (50Kg). Der Großteil der Besucher hat das Stadion bereits nach dem Hauptkampf verlassen.

Das Stadion

Zum Stadion selbst möchte ich nur wenige Worte verlieren. Von einem „Stadion“ zu sprechen wäre nach europäischen Normen etwas hochgegriffen. Eher ist es eine Halle mit einem Ring in der Mitte, der von extrem steilen Tribünen und einigen Campingstühlen umgeben ist. Durch die Steilheit der Tribünen und das sagenhafte Gedränge kommen in der eigentlich kleinen Halle so viele Menschen unter, sodass ich Menschen mit Platzangst von einem Besuch abrate. Wer einmal seinen Platz erkämpft hat, sollte sich nicht mehr wegbewegen. Für ausländische Besucher wird von den Betreuern im Stadion ein kleiner Teil der Tribünen freigehalten. Dort ist das Gedränge nicht ganz so extrem. Die Thais sitzen und stehen um einiges enger beieinander.

 

IMG_1359Befinden sich zum Beginn der Veranstaltung alle Besucher sitzend auf ihren Plätzen, wird mit dem ersten Glockenschlag aufgestanden und die Thais beginnen mit anfänglich unerklärlichen Handbewegungen. Diese Handbewegungen sind die Triebfeder des modernen Muay Thai und stehen für Wetteinsätze und -quoten. Generell ist Wetten in Thailand verboten, nur beim Muay Thai macht der Staat eine Ausnahme. Im Stadion wettet jeder mit jedem. Kommuniziert wird über die anfangs beschriebenen Handzeichen. Ein Wettpartner gibt seinen Einsatz und die Quote in die Runde und durch Umsehen wird ein Gegenüber gesucht, das die Wette annimmt. Je nach Verlauf des Kampfes, arten die Handbewegungen in intensive Bewegungen aus. Dazu wird in die Menge gerufen, um Wetten abschließen zu können. Nach dem der Kampf beendet und das Ergebnis bekannt gegeben ist, wird das Geld durch die Menge gereicht. Da kommt es schon mal vor, dass mehrere tausend Baht durch einige Hände gereicht wird bis es beim neuen Besitzer ankommt.

Am Hinterausgang gab es nach den Kämpfen noch ein paar Fotos mit dem neuen Champ und ich konnte in der Menge Stephan Meleady entdecken. Gleich noch ein Fanboyfoto mit ihm geschossen und den Heimweg angetreten. Wie die erste Woche im Camp verlaufen ist, erfahrt ihr im nächsten Post. Stay tuned…

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