Überblick

Gymbericht – Master Toddy Muay Thai Academy

Wer meinen ersten Artikel zum Training unter Erste Trainingserfahrungen in Bangkok gelesen hat, kann in diesem Artikel mehr über meine derzeitige Heimat, das Gym von Master Toddy und dem Trainingsaufbau erfahren. Das Gym liegt in einem Vorstadtbezirk von Bangkok. Auf meiner Muay Thai Map findet ihr die Anschrift und mit Google Street View kann man sich sogar auf meinen Joggingstrecken umsehen.

Das Gym befindet sich auf dem Privatgrundstück von Master Toddy und setzt sich aus dem Haupthaus, der überdachten Trainingsfläche und dem Apartmenthaus zusammen. Der Trainingsbereich ist sehr ansprechend gestaltet. Es wurde sehr viel Bambus zum Verkleiden verarbeitet, die Halterungen der Sandsäcke sind in Gold und mit Verzierungen ausgeführt und neben dem Ring steht eine ca. 1,50m hohe Kämpferstatue. Der Statue bringen die Trainer wöchentlich Opfergaben bei und schmücken sie mit Blumenkränzen. Alles nicht notwendig für das Training, aber schick fürs Auge.

Statue

Statue

Die rechteckige Trainingsfläche ist ca. 12x18m groß. An einer Ecke befindet sich der Hochring in dem Sparring und Padwork stattfinden. Um den Hochring liegt die L-förmige Trainingsfläche, die sich in eine Freifläche und den Sandsackbereich unterteilt. Die Bag-Area ist großzügig mit reichlich unterschiedlichen Sandsäcken ausgestattet. Unter den Säcken findet sich nur ein 1,80m Sack, aber hier habe ich gelernt, dass diese Art Sack für`s Muay Thai eher unbrauchbar ist. Die anderen Säcke unterscheiden sich in die bekannten 1,20m, oben-Nylon-unten-Leder Säcke und in Teardrop Bags. Die Nylonsäcke sind mit Nachbildungen von Körpern ausgestattet. Habe ich dieses Gimmicks bei meiner ersten Gym-Besichtigung noch verlacht, lerne ich es immer mehr zu schätzen. Es pusht etwas, wenn man einen Kopf und Körperstrukturen vor sich hat. Man legt den Fokus mehr darauf und arbeitet konzentrierter. Der Effekt ist keine Zauberei, aber ich finde ihn zumindest etwas interessant.

Teardrop Bag

Teardrop Bag

Meine Favoriten beim Bagwork sind die Teardrop-Säcke. Sie haben kleine runde Trefferflächen angenäht, wo der Fokus-Effekt nicht ganz so stark auftritt. Fürs Boxen sind diese Flächen trotzdem genial. Ich konnte in Deutschland nicht an solchen Säcken trainieren und werde sie vermissen. Durch die Form kann man beim Boxen und Kicken variabler arbeiten. Für einen Highkick muss kreisförmiger getreten werden. Für einen choppenden Lowkick muss man genauer zielen und besser Kicken. An den langen 1,80ern kann man treten und wird immer treffen. Das wird dann zu einem Problem, wenn der Partner gut blockt und man selbst nie gezwungen wurde variabel zu kicken. Der Ring ist mit 6,50×6,50m nicht der Größte, reicht aber zu, um vier Pärchen für lockeres Sparring und Clinching unterzubringen.

Trainer

Im Gym befinden sich meist drei oder vier Trainer. Nur sehr selten sind es weniger.

Master Toddy ist Chef des Hauses und gibt die Marschrichtung vor. Er nimmt nicht aktiv am Training teil, stattdessen findet man ihn meist am Ring wo er Hinweise und Trainingsinhalte vermittelt. Er übernimmt auch die längerfristige Planung worauf sich die Wettkämpfer hin vorbereiten sollen. Er hat das beste Englisch, mit dem er die Inhalte vermitteln kann.

Ajarn Poun

Ajarn Poun

Ajarn Poun ist bei Abwesenheit von Master Toddy der Cheftrainer und legt die Sparringspartner usw. fest. An den Pads ist beim Boxen extrem zu empfehlen.

Kru Singh übernimmt das Pratzentraining der Wettkämpfer. Mit einem eingespielten Partner geht es dann auch mal härter zur Sache. Er clincht aktiv mit den Thais und den kleinen Farang. Die Anzahl seiner Würfe beeindruckt mich immer wieder.

Trainer Nut ist mit 20 Jahren der jüngste im Team und erst seit wenigen Monaten im Gym. Er hat die letzten 5 Jahre bei der Armee verbracht und ein paar Boxkämpfe bestritten. Für seine Trainerarbeit musste er Muskeln abtrainieren. An den Pads steht der den anderen Trainern trotz des Alters in Nichts nach. Im Clinch ist er ein Monster, das auch kräftigen Farangs Grenzen aufzeigt.

Trainingsablauf

Das Training folgt einem immer gleichen Aufbau. Morgens 7:30 Uhr und nachmittags 16:00 Uhr treffen sich alle im Ring zum Wai, bei dem die Statue und der höchste anwesende Trainer begrüßt werden. Es folgt ein kurzes Warm-Up mit Stretching und im Anschluss vier Runden Schattenboxen. Die erste Runde besteht aus reinem Boxen bei den Folgenden werden alle Angriffe eingesetzt. Knie nur antäuschen und Ellbogen sind untersagt. Zwischen den Runden wird auf Thai in Zehnerschritten bis 100 gezählt, was den positiven Nebeneffekt hat, dass man die Sprache lernt. Im Anschluss gibt es meist Sparring und seltener Techniken mit Partner. Beim Sparring werden die Partner von den Trainern zugewiesen. Faktoren sind Leistungsstand, Fitness und Dauer im Gym. Größe spielt oft keine Rolle.

Das Sparring wird hier mit einer ungeahnten Lockerheit absolviert. Härte kommt nur auf, wenn einer der Partner damit anfängt. Die Trainer ermahnen auch mal und fordern „slower“ oder „more relaxed“. Die Trainingsziele beim Sparring sind Fokussierung des Gegners, geschmeidige und schnelle Bewegungen und gutes Blocken. Harte Fäuste oder Kicks sind nicht gern gesehen. Je ruhiger, umso besser. Man gewöhnt sich schnell an diesen Rhythmus, da Sparring in beiden Trainingseinheiten am Tag stattfindet. Wer doch meint, den Hermann raushängen lassen zu müssen, den holen die aktiven Wettkämpfer in Sekundenschnelle auf den Boden der Tatsachen zurück. Meist mit einer Combo, die mit einem gezielten Wurf endet. Zur leichtesten Variante zählt das „No-Touch“ Sparring, bei dem es keine Berührungen gibt, sondern alles auf´s Bewegen und die Fokussierung hinausläuft. „Stay focussed, see every move, fake more etc.“

Dem Sparring schließt sich eine Menge Runden Bagwork an. Die Trainingsziele werden entweder vorgegeben oder man trainiert selbstständig bereits Erlerntes. Hinweise kommen von einem der Trainer oder einer der Dauertrainierenden des Gyms. Das Bagwork wird sehr konzentriert umgesetzt. Für mich ganz klar ein Vorteil des Gyms, den man auch mal nutzen kann um einen Blick auf die Besseren zu werfen.

Die Trainer rufen sich die Leute zum Padwork in den Ring. Angefangen bei den Wettkämpfern geht es der Reihe nach, bis alle durch sind. Wenn alle 3 Trainer vor Ort sind geht es fix. Beim Padwork hat man je nach Trainer eine unterschiedliche Trainingsmethode, der man sich anpassen muss. Es wird viel Wert auf Distanz, Reaktion und Fußarbeit gelegt. Die Kombinationen haben es in sich und alle Trainer geben konkretes Feedback. Ich spreche zwar noch aus einem relativ begrenzten Erfahrungsschatz, aber mit einfachen Kick & Punch-Abfertigungen hat man es hier absolut nicht zu tun. Mich schlaucht die notwendige Konzentration fast mehr als die körperliche Anstrengung. Es gibt immer Ermahnungen, wenn man nicht richtig steht, wenn die Deckung vernachlässigt wird oder die Schultern relaxen sollen. Je nach Wissensstand halten die Trainer auch mit Punches, Kicks und Würfen gegen, sodass sich bei erfahrenen Wettkämpfern ein Pad-Sparring entwickeln kann. Das Padwork endet meist nach drei oder vier Runden. Auch beim Padwork wird nur mit einem Bruchteil der Kraft gearbeitet, weil man erstens nicht über die volle Anzahl Runden kommt und zweitens die Trainer dann nicht so detailliert arbeiten können. Natürlich wird man auch mal zu einer Abfolge an harten und schnellen Kicks oder vielen Kniestößen aufgefordert, doch ist es eher Zusatz. Aktive Kämpfer des Gyms werden mehr gefordert.

Nach den Padwork geht es meist noch ein paar Runden an den Sack bevor das Training mit Streching nach zwei oder zweieinhalb Stunden beendet wird. Wer Lust hat geht noch mit laufen. Morgens 5 km und abends 10 km.

Fazit

Das Gym war für mich als Einstieg eine super Wahl. Hier wird individuell an den Schwächen gearbeitet und es gibt eine Menge Input. Ich erfahre sehr viel über Fußarbeit und bekomme Möglichkeiten daran zu arbeiten. Besonders die Menge an Sparringsessions bietet die Chance jeden Tag einen kleinen Schritt nach vorn zu machen und Gelerntes anzuwenden. Der Haken liegt beim Preis. Wer im Gym wohnen will zahlt ordentlich. Wir teilen uns einen Raum für 7500 Baht und Training kostet 4000 Baht bei wöchentlicher Zahlungsweise. Überschlagen also ca. 8000 Baht (180€) pro Kopf und Woche. Für Thailand einfach zu viel. Sucht man sich ein Zimmer in der Umgebung und handelt bessere Preise bei einem längeren Aufenthalt aus, dann kriegt man wirklich viel für sein Geld.

Gerade Einsteiger werden hier nicht so hart gepusht, sondern bekommen die Zeit sich mit den Temperaturen zu arrangieren. Wer mehr über Master Toddys Gym erfahren möchte, dem sei die HOMEPAGE empfohlen.

Gegenüber des Gyms befindet sich die freundliche Ooi, bei der man für ca. 1€ gutes Essen aus dem Wok bekommt. Für alles weitere (7-11, Fruchtmarkt usw.) muss man längere Wege in Kauf nehmen. Am Gym hat eine der Motorbike-Taxi-Crews ihr Lager aufgeschlagen.

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