Durch einen der besten Muay Thai Blogs habe ich vom Lanna Gym erfahren und dieses auf meinen Plan gesetzt. In Chiang Mai angekommen, galt die erste Tat des Tages einem Besuch im Gym, leider war das Morgentraining bereits beendet und niemand vor Ort. Beim zweiten Anlauf am Nachmittag, war im Gym Einiges los. In allen Bereichen des Gyms war jemand am Trainieren. Ich habe mich etwas abseits des Trubels gesetzt und das Treiben beobachtet. Es war klar zu erkennen, dass im Gym mehr Ausländer trainieren als ich erwartet hatte und das Verhältnis bei ca. 60:40 für die Farangs liegt.
Das Gym teilt sich, wie mein letztes Gym URL, in die drei Bereiche: Ring, Sandsackbereich und Trainingsfläche. Das Gym hat eine überdachte Grundfläche von ca. 25x20m. Zwei große Hochringe sind Schauplatz für das Padwork. Die Trainingsfläche ist mit 6x5m ausreichend groß um genügend Nak Muays Platz zum Schattenboxen zu bieten. Die zwei großen Spiegel sorgen für Feedback beim Training. Es gibt zwei Bereiche für Sandsäcke. An einer Stahlkonstruktion befinden sich 9 Säcke verschiedener Hersteller und mit unterschiedlicher Abnutzung. Die Säcke hängen etwas nah beieinander und bieten wenig Platz zur Gerätearbeit. Abseits der Ringe, befindet sich noch ein Sandsackständer der mit 4 Säcken ausgestattet ist. In diesem Bereich liegen keine Trainingsmatten und man muss auf Betonboden trainieren. Zwischen Trainingsfläche und Ringkonstruktion sind rudimentäre Fitnessgeräte untergebracht. Ansonsten gehören zur Ausstattung Medizinbälle, Kettlebells und Kurz- bzw. Langhanteln. Das Trainingsequipment wie Pratzen usw. hat schon bessere Tage gesehen und ist teilweise sehr abgenutzt. Das Gym ist von der Wirkung nicht so „schön“ wie Master Toddy’s, aber darauf kommt es nicht an.
Die Trainer des Gyms

Nook
Im Gym befindet sich, bis auf Sonntag, immer eine Reihe von Trainern. Teilweise sind 6 Trainer vor Ort und es findet sich immer jemanden für Padwork. Auch auf der Trainingsfläche findet sich immer ein Trainer, den man bei Bedarf ansprechen kann. Die Trainer haben unterschiedliche Vorzüge und Fähigkeiten.
Der 56-jährige Nook hat einen sehr destruktiven und unbequemen Stil. Es kommt oft vor, dass er seinen Schüler ins Leere laufen lässt oder mit ungewöhnlichen Attacken außer Balance bringt. Doch durch Zusehen kann man eine ganze Reihe an Tricks und Fakes lernen.
Neung war vor vielen Jahren WBC Boxchampion und ist der perfekte Partner, wenn es an die Boxpratzen geht. Er steht auch für Sparring zur Verfügung. Wie Nook spricht er fast kein Wort Englisch.
Den ist ein Allroundtrainer und stellt sich auf den Partner ein. Wenn man nicht an bestimmten Techniken arbeitet, dann fordert er alles was Muay Thai hergibt inkl. gesprungener Ellbogen nach Teeps usw. Seine eigene Technik, bestimmte Combos abzurufen in dem er unterschiedlich mit den Pratzen wackelt, ist schnell zu erlernen und effektiv. Den ist der Chef und spricht Englisch.
Robin lebt seit 10 Jahren in Thailand. Im Gym ist er Ansprechpartner für Kicks, Teeps und Knie. Weil es mit ihm keine Sprachbarriere gibt, vermittelt er die Basics. Als Farang spricht er gutes Thai und nimmt oft eine Vermittlerrolle ein.
Neben den genannten Trainern sind noch wechselnde Trainer vor Ort. Mir ist noch nicht ganz klar wer fest zum Team gehört oder eigentlich zum Trainieren da ist und nur zum Spaß die Pads anzieht.
Der Trainingsablauf im Detail
Das Training im Lanna ist nur grob strukturiert und überlässt es den Trainierenden, wie sie ihren Ablauf gestalten. Es gibt einen Plan, der als Vorlage genutzt werden kann. Die erste Trainingseinheit um 6:30Uhr, beginnt mit einem längeren Lauf von 6-8 km. Es steht eine Reihe von Strecken, die für den jeweiligen Tag vorgesehen sind, zur Verfügung. Mit Wasserfall, See oder Berg sind die Wege wesentlich schöner als in Bangkok. Der Berg ist mit 6 km bei enormer Steigung eine wahrliche Herausforderung. Auf das Laufen folgen Seilspringen,Stretchingund Schattenboxen. Beim Bagwork wiederholt man Basics, Techniken vom Vortag oder arbeitet sich an Drills ab. Die Runden im Gym sind mit 4,5 min sehr lang und kraftraubend.
Um 16 Uhr geht es in die zweite Runde am Tag, die mit einem Lauf über 3-4 km eingeläutet wird. Bis auf Sparring und Clinching wird wie zum Vormittag verfahren, wobei auch am Nachmittag der Ablaufselbst festgelegt wird. Gesparrt wird mit den Trainern oder den Wettkämpfern des Gyms. Bei meinen ersten Einheiten stand mir der 65 Kg schwere Tor gegenüber. Er befindet sich gerade in seiner Vorbereitung auf einen Kampf im Rajadamnern_Stadium und wir hatten ein paar technische und anspruchsvolle Runden. Da wir uns auf Anhieb gut aufeinander einstellen konnten, hatte ich trotz der Härte viel Spaß.
Fazit
Bereits nach 5 Trainingseinheiten fühle ich mich im Gym sehr wohl. Ich finde hier ein fast unstrukturiertes Training vor. Zu keiner Zeit vermisse ich einen Vortänzer. Die Trainer stehen jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Durch die Menge an Trainern bekommt man immer wieder Input und nützliche Hinweise. Das führt allerdings auch dazu, dass man jede Technik etwas anders erklärt bekommt. Spricht man diesen Sachverhalt an, dann bekommt man als Hinweis so etwas Ähnliches wie: „Es muss zu dir passen“. Muay Thai ist hier keine feste Kunst, die nur eine Form kennt. So individuell wie jeder Nak Muay ist auch die Trainingsform.
Negativ bewerte ich die Sauberkeit und den Zustand des Equipments. Ich lege Wert auf eine ordentliche Trainingsstätte und fordere das auch in unserem Gym in Niesky. Hier setzt sich die fehlende Struktur fort und man findet Ecken im Gym, die wahrlich nicht ansehnlich sind.
Man findet im Gym vom blutigen Anfänger bis zum Wettkämpfer alle Kategorien von Sportlern. Die Trainer stellen sich auf jeden Typ ein und versuchen die Techniken zu vermitteln. Sylvie, vom eingangs erwähnten Blog, hat mir den Hinweis gegeben die Trainer immer um Rat zu fragen. Die Thais sind hier die Trainer, kommen aber nur selten auf einen zu. Die Ursachen dafür liegen tief in der Kultur verwurzelt. Spricht man die Trainer an, bekommt man die Hinweise die man braucht.
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