Die ersten Trainingseinheiten hier in Bangkok im Gym von Master Toddy liegen hinter mir und meine Glieder schmerzen und meine Füße brennen. Doch alles schön der Reihe nach.
Ich bin an einem Freitagmorgen hier in Bangkok gelandet und die Hitze hat mich förmlich erschlagen. Es beginnt gerade die heiße Zeit des Jahres, mit Temperaturen zwischen 28-37° dauerhaft. Da bleibt einem nur die Wahl zwischen heiß und richtig heiß. Da mich die ca. 30-stündige Reise und der Jetlag am Freitag noch ziemlich gelähmt haben, war mein erster Trainingseinstieg also am Samstag. Beginn des Morgentrainings ist immer gegen 7:30 Uhr. Da ich im Gym wohne, falle ich nur die Treppen runter und bin vor Ort. Zum Training waren nur Ajarn Poun und Jesse aka Birdman anwesend. Wir haben mit Jesse also den Luxus genossen die Aufmerksamkeit von Ajarn Poun für uns allein zu haben. Das Training war relativ frei gestaltet und startete mit der Ansage das Samstag immer ganz locker wäre, ich also nichts zu erwarten hätte. Nach Schattenboxen, kurzes Boxsparring und viel viel Bagwork war Clinch an der Reihe. Mein Körper war zu diesem Zeitpunkt schon völlig am Ende, doch jetzt war der Höhepunkt erreicht. Bereits nach der ersten Runde Clinch konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und mein Magen wollte sich entleeren. Das Frühstück konnte ich gerade so drin behalten aber das Clinching haben wir abgebrochen. Mit lockeren Schattenboxen und Stretching sind dann noch 2 Stunden daraus geworden. Reicht für den ersten Tag. Sonntag ist wie in vielen Studios trainingsfrei also wurde der Tag für Ausflüge zu den Attraktionen in Bangkok benutzt.
Mein erster Tag mit zwei Trainingseinheiten stand am Montag auf dem Programm. Diesmal mit vollem Haus. Da bei Master Toddy hauptsächlich Farangs, also Ausländer, trainieren waren neben Jesse noch Mareike (Maggie), Emma von undertheropes.com, Katy, Tu, Louis und ein kleines Thaimädchen vor Ort. Neben Ajarn Poun standen uns Kru Singh und Nut als Trainer zur Seite. Nach Begrüßung und gemeinschaftlichen Stretching stand schon das erste Sparring an. Dabei konnte ich gleich mein neues Equipment aus dem Boon Shop, den wir am Samstag aufgesucht hatten, testen. Die Handschuhe sind die besten, die ich bisher besessen habe und werde ihnen später vielleicht einen eigenen Post widmen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es direkt ans Sparring geht und hatte weder Tiefschutz noch Mundschutz dabei. Aber so eine große Rolle spielt das hier auch nicht. Das Sparring ist locker leicht. Wir haben die ersten beiden Runden nur mit der linken Geraden gearbeitet, dann mit beiden Fäusten und die letzten Runden mit Kicks. Die Trainer weisen jedem seinen Partner zu. Mir wurde der ca. 1,65 m und 65Kg schwere Louis zuteilt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich das erste Mal realisiert, dass die Menschen hier nicht zum Ausgleich oder Hobby da sind. Obwohl alles ohne Härte und Kraft ausgeführt worden ist, waren die ersten Runden im Boxen eine Offenbarung. Louis hat mit mir gemacht was er wollte und ich konnte nur ein Bruchteil seiner Treffer platzieren. Mein Vorteil kam erst als wir mit Kicks arbeiten durften. Ellbogen und Knie gibt es hier im Sparring überhaupt nicht. Die guten 25cm Größenunterschied und meine Erfahrung mit Kicks konnten etwas Gleichgewicht herstellen. Dennoch war er mir in Geschwindigkeit, Trefferzahl, Bewegung und Ausweichen 1 bis 2 Hausnummern überlegen. Nach dem Sparring ging es an die Sandsäcke an denen jeder frei arbeiten kann. Ich kann nicht mehr sagen wie viel Runden es waren, doch es war eine halbe Ewigkeit die wir an den Säcken gearbeitet haben. Die Trainer rufen sich währenddessen 3 Leute in den Ring, die unterschiedlich viele Runden Pratzen ableisten müssen. Am Anfang habe ich mich noch gewundert warum es unter mir immer so nass ist… bis ich verstanden habe, dass ich so unfassbar viel schwitze. Ich vermute es sind 1,5 bis 2 Liter pro Training. Allerdings wird auch beim Training immer getrunken, sonst wäre nach ein paar Minuten Feierabend.
Mein erstes Padwork war bei Kru Singh und wieder war mir sofort klar, dass das hier nichts mit dem zu tun hat was ich von zuhause kenne. Es ist fast unmöglich irgendwelche Aktionen mit voller Kraft auszuführen. Nach wenigen Sekunden reißt einen die Hitze in ein Loch aus dem man bis zum Ende der Runde nicht mehr rauskommt. So lange bis einem Ajarn Poun eiskaltes Wasser in den Nacken kippt. Zu der Hitze kommt das Umstellen der Technik. Hier wird genau auf Balance, Distanz und Bewegung geachtet. Die ersten 3 Runden vergingen wie im Flug. Kru Singh hat es wirklich locker angehen lassen und dennoch habe ich förmlich in den Seilen gehangen. Ich weiß nicht was mich mehr ausgelaugt hat, die ständige Konzentration oder die Hitze. Ich vermute die Mischung aus beiden war schuld an der enormen Erschöpfung. Nach dem Padwork ging es bis zur gemeinschaftlichen Verabschiedung an die Sandsäcke. Erstes Training geschafft und verstanden, was mich hier erwartet.
Das Training hat immer einen ähnlichen Aufbau, daher fasse ich jetzt nur noch ein paar Eindrücke zusammen. Die Trainingsgruppe variiert immer leicht. Ein paar der Muay Thai Schüler sind nebenbei als Lehrkräfte in den umliegenden Schulen tätig und deshalb beim Nachmittagstraining nicht da. Die Kämpfer wie Jesse und Tu trifft man aber bei fast jedem Training an. Boxsparring mit Jesse ist fast das Schlimmste was ich bis jetzt erlebt habe. Auch wenn es mit einer ungekannten Leichtigkeit abläuft habe ich noch viel weniger Chancen irgendwelche Treffer zu landen als bei Louis. Die erste Hälfte einer Runde versuche ich noch eigene Treffer zu setzen, um in der zweiten Hälfte vollständig in Deckungsarbeit abzutauchen. Auch wenn die Schläge locker sind, ist es die Menge die doch Kopfschmerzen hervorruft.
Mit Tu hatte ich bis jetzt nur ein Sparring in dem wir Fake-Techniken also Täuschungsangriffe anwenden sollten. Er schafft es wirklich jeden Treffer ins Ziel zu bringen. Da wir mit Kicks gearbeitet haben, konnte ich durch meine Größe wenigstens ein paar Akzente setzen. Meine Teeps (Frontkicks) finden ab und zu mal ihr Ziel und stellen auch die Trainer zufrieden.
Abschließend für Heute halte ich fest, dass ich zwar viel Lob von den Trainern erhalte und sie sehr zufrieden mit meiner Körperkontrolle usw. sind, ich aber im Sparring nur bei den ganz leichten und kleinen Thais ein paar Vorteile ausnutzen kann. Das Training schlaucht durch die Hitze unfassbar und ohne Getränke wäre es nicht zu überstehen. Ich habe mir vorgenommen auch noch weiter Kniebeuge, Burpees, Klimmzüge usw. zu machen. Bisher will ich nach jedem Training nicht daran denken und nur unter die Dusche und dann ins Bett. Als nächstes Ziel muss ich die richtige Balance zwischen Kraft und Schnelligkeit finden um nicht so schnell ausgelaugt zu sein. Wie ein Trainingsablauf im Detail aussieht und was wir in Bangkok schon erlebt haben, erfahrt ihr in späteren Posts.
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