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Der zweite Kampf in Thailand – K.O. Niederlage

„Aber der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann, es zählt bloß, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weiter macht. Wie viel man einstecken kann und trotzdem weiter macht. Nur so gewinnt man!“

Das bekannte Rocky Balboa Zitat passt zu meinem letzten Kampf, wie die Faust aufs Auge. Der Kampf hat sich bis zu meinem K.O. so gestaltet wie ich es wollte. Doch manchmal kann man Punkte sammeln wie man möchte, es bringt nichts wenn man sie nicht über die Zeit bringt. Aber fangen wir etwas weiter vorn an.

Den Kampf habe ich kurzfristig angenommen. Der Plan sah einen Kampf drei Tage später vor, aber manchmal ändern sich Pläne eben. Durch die Monate des Trainings hier bin ich fit und kann jederzeit in den Ring. Das ist der Vorteil den man hat, wenn man den ganzen Tag nichts anderes macht, als Thaiboxen. Bis auf ein paar kleinere Verletzungen, steige ich „gesund“ in den Ring. Das Training nach meinem letzten Fight, wurde um die kleinen Wehwehchen, die man sich bei einem Kampf so einfängt, gestaltet. Besonders mein Clinching hat sich stark verbessert. Mein Trainer Dang hat mir einige Übungen zur Kräftigung aufgetragen und mein Partner Tor ist ein Spitzenclincher. Mit 26 Kg Gewichtsunterschied ist es für ihn kein Problem mich zu kontrollieren. Mit Schrecken denke ich an das Jammertal in Deutschland zurück, wo ich nach 2 Minuten vorgeworfen bekomme, dass ich zu stark bin. Die nennenswerten Clincher im Gym sind alle min. 20 Kg leichter als ich. Einige von diesen „kleinen Biestern“ sind so unvorstellbar stark, dass ich mich frage ob wir in Deutschland nicht wissen wie man Kraft trainiert.

Der Gegner für diesen Kampf ist ein Schützling von meinem Gegner aus dem letzten Kampf. Meine Gedanken kreisen um eine mögliche Revanche. Inständig hoffe ich, dass diese Gefühle den Thais fremd sind. Durch die Vorbelastung, weiß mein Gegner mein Level einzuschätzen. Er hat mit ca. 40-50 Kämpfen weit mehr Erfahrung als ich, doch solche Zahlenspiele sind in Thailand relativ. Quantität schafft nicht immer Qualität. Von Größe und Gewicht ist er mir ebenbürtig. Der erste Thai von dieser Größe den ich im Ring sehe.

Ich muss dringend einen Wai Kru lernen. Mich enttäuscht es, kein vollständigen Wai Kru zeigen zu können. Ich gehe nur einmal um den Ring und verbeuge mich in der Mitte dreimal. Nook spricht ein kurzen Spruch zu meinem Schutz, während er mir den Mongkol abstreift. Der Ringrichter ruft uns in die Ringmitte und der Gong läutet den Kampf ein. Runde Eins gestaltet sich nach meiner Vorstellung. Getreu nach dem Motto „Sabai, Sabai“ also relax, relax gehen wir in den Kampf. Relaxt ist die Anzahl an Aktionen, hart wird trotzdem attackiert. Man zeigt nicht gleich sein ganzes Können, sondern versucht den Gegner zu lesen. Trotz diesem Wissen, starte ich zu fleißig und Dang weist mich in der ersten Pause darauf hin.

Die zweite Runde gleicht der ersten, nur das ich mehr Druck mache. Der Kampf wird von mir bestimmt und mein Gegner kann wenig klare Aktionen setzen. Er kickt wahnsinnig hart, doch mein Block steht und ich nehme keinen Schaden. Meine eignen Kicks kann ich nicht unterbringen, deshalb versuche ich es mit kraftvollen Teeps, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Mein Gegner verliert die Balance und geht zu Boden. Im Clinch gewinne ich die Oberhand bzw. die Kontrolle. Schnell bringe ich mich in eine gute Position und attackiere von hinten. Diese Position wirkt sich auf den Punktzetteln besonders aus. Der Gegner ist praktisch machtlos und nur der Ringrichter ist seine Rettung, für Thaiboxer ein kleine Schande. Die Runde endet zu meiner Zufriedenheit. Auch die Menge sieht das so und die Wettqoute steht bei 15:1 für mich. Setzt man 100 Baht auf meinen Gegner, kann man 1500 gewinnen.

Diese Quote ist wahrscheinlich auch der Grund für mein KO. Ab der dritten Runde steht seine Ecke Kopf und fordert Ellbogen. Alle Kämpfe zwischen Farang und Thais sind bisher ohne Ellbogen abgelaufen. Wie im Video zu sehen ist, treibt seine Ecke ihn förmlich an mich mit Ellbogen zu attackieren. Wer jetzt 1000 Baht auf seinen Sieg setzt, kann einen sehr guten Monatslohn gewinnen. Der Ruf nach Ellbogen bleibt auch in meinen Ohren nicht ungehört und Unsicherheit macht sich breit. Als der erste krachend einschlägt ist meine Deckung noch nicht stark genug. Beim zweiten stehe ich stabiler und stecke ihn weg. Wie im Tunnelblick versuche ich mit Ellbogen gegenzuhalten. Die Rufe in seiner Ecke lehren mir das Fürchten. Ich habe allein in diesem Stadion ca. 100-120 Kämpfe gesehen, aber bei keinem war der Ruf nach Ellbogen so wahrnehmbar. Mein Fokus liegt auf seinen Armen und plötzlich kommt wie aus dem Nichts ein grades Knie auf meinen Solarplexus. Ich gehe zu Boden und bin bewegungsunfähig. Wie ein nasser Sack mache ich mich auf dem Ringboden lang. Erst bei „Gaau“ bzw. neun nehme ich den Ringrichter wahr. Mein Körper lässt mich im Stich und ich gebe mich dem hin. Die Niederlage ist unvermeidlich und die Schmerzen zu stark.

 

 

Wer Kämpft kann verlieren…

2 thoughts on “Der zweite Kampf in Thailand – K.O. Niederlage

  1. Toddy

    Guter Blog.

    Der Bericht über den Kampf ist auch sehr interessant geschrieben.

    Viel Erfolg noch in Thailand, alleine schon einen Kampf dort zu wagen verdient Respekt.

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